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ORBANIC
STADT UND URBANITÄT IN ZUKUNFT UND HEUTE

STUDIEN & ESSAYS

ZU URBANISMUS, STÄDTEBAU UND GESELLSCHAFT


Sämtliche Beiträge der Studie sind als Buch erhältlich:

URBAN BODIES
Die Funktion der Stadt
von Jürgen Mick

ISBN 9-783743-167469

384 Seiten, Paperback, € 27,00

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Man ist heute gezwungen, die Verstädterung der Gesellschaft als Tatsache hinzunehmen. Man kann sich dann fragen, wie und mit welcher Strategie, will man sie bewältigen? Da es sich um ein globales Phänomen handelt, bekommt man es im nächsten Schritt mit regionalen Unterschieden kultureller, politischer, wirtschaftlicher und klimatischer Bedingungen zu tun. Eine Strategie müsste alle diese Differenzen berücksichtigen oder für den jeweils besonderen Fall modifizierbar sein. Da sollte es hilfreich sein in Erfahrung zu bringen, wie funktioniert "die Stadt" eigentlich?

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Smart City
Der Code der Stadt

von Jürgen Mick

FK Network verwaltet in Shanghai die Daten von 60 Tausend Einwohnern eines Stadtteils. Dabei handelt es sich um Daten über deren Gesundheit, deren Anwesenheit zu Hause, deren Tätigkeiten in Beruf und Freizeit. Die Spielplätze der Kinder sind über serienmäßig installierte Monitore von der Wohnung aus überwachbar. Ihr Zuhause ist via Internet mit der zuständigen Krankenstationen verbunden. Der Zutritt in ihre Wohnung wird über die gleiche Chipkarte ermöglicht, auf der auch ihr regelmäßiger Gesundheitscheck gespeichert wird. So werden Praxisbesuche eingespart. Man konsultiert via Bildschirm seinen Arzt und über ein angeschlossenes Labor werden zeitnah die Befunde aller untersuchten Körperfunktionen geliefert. Das Ziel ist klar: FK Network ist bestrebt diese Dienstleistung auf Millionen weiterer Stadtbewohner Shanghais auszudehnen. Asien ist Vorreiter in Sachen Smart Cities. Was in westlichen Augen an Überwachung grenzt, wird in Asien als Dienstleistung empfunden und unter dem Etikett der Vorsorge und der Sicherheit an die Bürger gebracht und dankend angenommen; von den meisten.

Aber auch in London wird bereits den Nutzern bestimmter Smartphone-Apps die Wahrscheinlichkeit eines Sitzplatzes in der U-Bahn mitgeteilt, was nur möglich ist, weil sensorisch sämtliche physischen Bewegungen in der Underground registriert und in Echtzeit verrechnet werden. So prognostiziert man Verkehrsströme, die man gleichzeitig durch die Prognose selbst manipuliert, was zu einem sich selbstregulierendem Verkehrsaufkommen führt. Ähnlich dem Regelkreislaufes einer mit Thermostat gesteuerten Heizanlage, reguliert sich durch die Verkehrsteilnehmer das, was sie selbst verursachen. Dank der sensorischen Datenerhebung gelingt es, mittels kybernetischer Verknüpfung in Echtzeit kompensatorische Maßnahmen einzuleiten und somit Stoßzeiten abzudämpfen. Smart City funktioniert vor allem durch die Teilnehmer an smarten Systemen. Smart City basiert einerseits auf der Erhebung von Daten, die sich (unbemerkt) aus der elektronischen Kommunikation abzweigen lassen, wie sie in Navigationsgeräten und Smartphones anfallen und andererseits aus sensorischen Datenerhebung, die sowohl physisch, optisch und thermisch dem Öffentlichen Raum entnommen werden. Aber auch zum Teil auf Daten, die bereitwillig aus der Privatsphäre und dem Intimbereich zur Verfügung gestellt werden.

Jeder Einzelne stellt ...

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[orbanic] steht für die Forschung an der Entwicklung der Stadt. Diese beinhaltet einerseits die Untersuchung historischer Zusammenhänge bei der Entwicklung der Stadt und andererseits die Deutung ihrer Erscheinungsformen. Sie versucht die Stadt als Organisationsform zu lesen und die Bedingungen ihrer Möglichkeiten im historischen Kontext zu definieren. Die Wissensgebiete, die vornehmlich zu diesem Thema Aussagen treffen sind auf der einen Seite Soziologie, Anthropologie, Philosophie, Physik, Politik und auf der anderen (praktischen) Seite die Ingenieurwissenschaften in Form von Städtebau und Architektur sowie in Form von Technologie. In dieser zwei- bzw. dreiseitigen Darstellung des Wissens um die Stadt bildet sich auch eine Kluft ab, die es gilt zu schließen. Man könnte sie auch als Differenz zwischen Theorie und Praxis bezeichenen, gäbe es denn eine gehaltvolle Theorie zur Stadt. Es gibt wahrlich eine Praxis des Städtebaus, aber es ist nicht gelungen eine Wissenschaft der Stadt zu begründen. Wohl treffen alle Disziplinen, wenn auch nur marginal Aussagen zu der Organisationsform der Stadt, dennoch sind sie alle an ihrer Entstehung beteiligt und daher bei der Erforschung der Stadt sehr hilfreiche Mittel.

- ist die Lehre von Siedlungs- (Stadt)formen ein interdisziplinäres Forschungsprogramm, welches vor allem Disziplinen aufruft, die sich mit Organisationsformen beschäftigt. Die Wortschöpfung ist beeinflusst von der Synergetik als einen Teil der Komplexitätstheorie, die sich mit unbelebten Strukturen befasst, die man als an der Grenze zum Leben (organic) befindlich, beschreiben kann. Sie beinhaltet das Wort Urbanität (urban), das Schlüsselwort für städtisches Zusammenleben. Und es lässt sich das Wort Orbit (orbit) ablesen, das den Übergang der lokalen (begrenzten) Städte zu einer global city, zu einem Globus umspannenden Kreis (lat. orbi, Stadtkreis) oder besser Netz der Städte, markieren soll. Damit sei ein gedanklicher Bearbeitungsrahmen vorgegeben, den inhaltlich zu füllen sich die orbanic vornimmt.

- bezeichnet allgemein die Struktur menschlicher Siedlungsform, begriffen als Organisationsform und ausgehend von der aktuellen Stadt, die alle Formen von Siedlungsweisen anthropologischer Gemeinschaften subsumiert und versucht Entwicklungen dieser zu antizipieren, um Aussagen über die Bedingungen der Möglichkeiten von Stadtplanung treffen zu können.